Praxisbericht Chile Teil 3 Mein Leben in Chile
Praxisbericht Chile Teil 3
Trabajo de muchas manos - semillas de nuevos sueños
Arbeit vieler Hände - Samen neuer Träume
„Mach‘ was für dich, für deine Zukunft. Sei Teil der Bevölkerung!“
Praxissemester in Santiago de Chile vom 15.08.2008 bis 23.03.2009
Das Leben in der Hauptstadt war einerseits vergleichbar mit dem in einer deutschen Großstadt andererseits auch wieder nicht. Im Reiseführer stand, Chile sei Lateinamerika für Anfänger (Magin 2007). Der Kulturschock war demnach nicht bedeutend. Gewohnt habe ich die ersten zwei Drittel des Praktikums bei einer alleinerziehenden Mutter – in einem Mini-Zimmer hinter der Küche. Das Zimmer war mit Mini-Bad, Bett, Schreibtisch, W-LAN, Fernseher und funktionsuntüchtigem Gasofen ausgestattet und ich konnte die Küche und die Waschmaschine der Familie mitbenutzen. Im Zimmer befand sich ein Fenster, von dem aus ich einen schönen Blick auf den Innenhof des Häuserblocks hatte. Die Wand zum Hof war nur notdürftig abgedichtet und somit sehr kältedurchlässig. In der ersten Woche hatte es in meinem Zimmer ca. 14°C und es regnete ununterbrochen. Meine Vermieterin arbeitete den ganzen Tag und war oft müde. Sie vermietete das Zimmer, weil sie das Geld für das Jurastudium ihres Sohnes benötigte. Die Studiengebühr für sein Studium kostete um die 500 Euro im Monat (Troncoso 2008), was im Vergleich zu chilenischen Gehältern exorbitant hoch war. Stipendien sind in Chile eine absolute Ausnahme und hauptsächlich für Opfer der Diktatur zu bekommen. Ansonsten war meine Vermieterin meist freundlich, manchmal auch anstrengend. Die Wohnung befand sich fünf Minuten von der nächsten Metrostation und 15 Minuten zu Fuß vom Stadtzentrum. Einkaufsmöglichkeiten gab es im Umkreis von fünf Minuten. Meine Tage verliefen in der Regel so, dass ich früh aufstand und am Chile Blog (chile.over-blog.de) arbeitete, Einkäufe für den Tag erledigte und am Spanischkurs bei Tandem Santiago (www.tandemsantiago.cl) teilnahm. Darauf folgte eine Stunde Pause und eine Stunde Fahrt zu meiner Arbeitsstelle. Ab zwei Uhr arbeiteten wir bis zwischen 8 und 10 Uhr. Danach fuhr ich heim oder in die Stadt, wo ich meist mit meinen Arbeitskollegen noch etwas unternahm. An den Wochenenden sah mir Land und Leute an oder ich half beim Projekt „Vía Láctea“ (Milchstraße-Projekt) in dem Stadtviertel, in dem ich arbeitete. Bei diesem wurden jeden Samstag die Kinder des Stadtviertels von Las Viñitas mit einem gesunden Frühstück aus Milch, Brot und Obst versorgt und es wurden Spiele gespielt, sonstige Aktivitäten unternommen oder auch Ausflüge gemacht (Maluenda & Vega 2009: 34). Das letzte Drittel meines Praktikums verbrachte ich in der Wohnung von Erika Pereira. Dieser Wohnungswechsel brachte sehr viele gute Gespräche, eine sehr angenehme Wohnatmosphäre, aber auch einige unangenehme Tierchen und ein Rinnsal an Dusche. Die meisten Menschen, mit denen ich zu tun hatte, waren freundlich und hilfsbereit oder auch einfach nur witzig. Neben meiner Praktikumstätigkeit blieb Zeit für drei Reisen. Eine führte mich in den Norden Chiles und nach Peru. Eine andere in den Süden des Landes auf die Insel Chiloe und auf den aktiven 2840 m hohen Vulkan Villarrica. Die dritte Reise führte nach Osten über die Anden nach Argentinien und hier in die grüne Stadt Mendoza. |