Armut trotz Arbeit 2
Personen mit weniger als 1 bzw. 2 US-Dollar pro Tag, in abs. Zahlen und in Prozent, 1980 bis 2005
Fakten
Viele Menschen leben trotz Erwerbstätigkeit unter der Armutsschwelle.
Zwischen 1980 und 2005 hat sich die absolute Zahl der arbeitenden
Personen, die in Haushalten mit einem Einkommen unter einem
US-Dollar pro Tag und Kopf leben, um ein Drittel auf 520 Millionen
reduziert. Bei zwei US-Dollar pro Tag und Kopf haben sich die entsprechenden
Zahlen von 1980 bis 1990 erhöht und dann auf hohem
Niveau bei knapp 1,4 Milliarden Personen stabilisiert.
Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahlen ist die relative Entwicklung
noch wichtiger als die absoluten Zahlen. Gemessen an allen
Beschäftigten hat sich die Zahl der arbeitenden Personen, die in
Haushalten mit einem Einkommen unter einem bzw. zwei US-Dollar
pro Tag und Kopf leben, kontinuierlich verringert. Vor allem Ostasien,
insbesondere China, hat den größten Anteil an dieser Reduzierung.
Bis auf das subsaharische Afrika, die Staaten in Zentral- und Osteuropa
und die GUS hat sich das Problem ‘Armut trotz Arbeit’ in allen
Regionen relativ verringert. Allerdings bleibt der Anteil der arbeitenden
Personen, die in Haushalten mit einem Einkommen unter zwei USDollar
pro Tag und Kopf leben, hoch. Von allen Beschäftigten lebten
im Jahr 2005 in Ostasien über 46 Prozent, in Süd-Ostasien über 57
Prozent und in Südasien und im subsaharischen Afrika sogar 87 Prozent
der arbeitenden Personen in Haushalten mit einem Einkommen
unter zwei US-Dollar pro Tag und Kopf.
Das Problem ‘Armut trotz Arbeit’ ist nicht auf die ökonomisch sich
entwickelnden Staaten begrenzt. In den ökonomisch entwickelten
Staaten steht die Verbreitung des Begriffes ‘working-poor’ für das
Problem, dass das Einkommen von immer mehr Menschen trotz Erwerbstätigkeit
unter der jeweiligen Armutsschwelle liegt. Seit Anfang
der 1990er Jahre lebt etwa die Hälfte der von relativer Armut betroffenen
US-Amerikaner in Haushalten mit wenigstens einem arbeitenden
Familienmitglied. Im Jahr 2004 lebten schätzungsweise 17,6 Millionen
Menschen in den USA in working-poor-Haushalten. Seit den 1990er
Jahren ist der Anteil der Menschen, die trotz Arbeit arm sind, höher
als je zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg.
Die hohe Anzahl an Haushalten, die arm sind, obwohl mindestens
eine Person einer Beschäftigung nachgeht, ist ein Grund für die
zunehmende Ungleichheit in vielen Staaten. Von 73 vom UNDP betrachteten
Staaten haben sich in 53 Staaten, in denen über 80 Prozent
der Weltbevölkerung leben, die Ungleichheit in den letzten zwanzig
Jahren erhöht; nur in neun Staaten hat sie sich verringert. Die Ungleichheit
hat dabei sowohl in wachstumsstarken als auch in wachstumsschwachen
Staaten zugenommen.
Datenquelle
International Labour Organization (ILO): Global Employment Trends
Brief 01/2006, World Employment Report 2004-05; United Nations
Development Programme (UNDP): Human Development Report 2005
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Grundsätzlich wird zwischen absoluter und relativer Armut unterschieden.
Verallgemeinert bezeichnet die absolute Armut einen
Zustand, in dem die Grundversorgung nicht gegeben, also die physische
Existenz bedroht ist. Dies betrifft alle Haushalte, in denen das
Einkommen unter zwei US-Dollar pro Tag und Kopf liegt.
Grundlage bei der Bestimmung der relativen Einkommensarmut
bildet ein gewichtetes Durchschnittseinkommen. Zur Gewichtung
der Einkommen wird eine Äquivalenzskala verwendet, die die
Kostenersparnis der Haushaltsführung pro Kopf in Mehrpersonenhaushalten
berücksichtigt. Personen, die in einem Haushalt leben,
dessen Nettoäquivalenzeinkommen nicht mehr als 50 Prozent des
arithmetischen Mittels der Nettoäquivalenzeinkommen der Gesamtbevölkerung
beträgt, gelten als arm. Wenn das Einkommen nicht
über 40 Prozent des durchschnittlichen Einkommens liegt, wird dies
als ‘strenge Armut’ bezeichnet.